9. Juli 1923
Eröffnung Staatliches Hauswirtschaftliches Seminar Kirchheim-Teck
Der württembergische Staatspräsident Dr. von Hieber eröffnete am 9. Juli 1923 feierlich das Staatliche Hauswirtschaftliche Seminar Kirchheim als erste württembergische Einrichtung zur Ausbildung
von Hauswirtschafts- und Handarbeitslehrerinnen.
Bereits am 2. März war der Unterrichtsbetrieb aufgenommen worden und zwar mit 66 Seminaristinnen, die ihre Ausbildung schon 1921 beim Schwäbischen Frauenverein in Stuttgart begonnen hatten.
Treibende Kraft für die Durchsetzung der Idee dieser Frauenbildungsstätte war die damals zuständige Referentin im Stuttgarter Kultministerium Dr. Vera Vollmer, die sich als eine der ersten
weiblichen Akademikerinnen im Lande und damals einzige Frau in einem deutschen Unterrichtsministerium überhaupt vehement für eine bessere Mädchen- und Frauenbildung engagierte.
Unter den möglichen Standorten Heilbronn, Heidenheim, Schwäbisch Gmünd und Kirchheim hatten sich Landtag und Landesregierung für letzteren entschieden, sicherlich auch wegen des finanziellen und
liegenschaftlichen Entgegenkommens der Stadt Kirchheim. Bürgermeister Marx und der Kirchheimer Gemeinderat, insbesondere Carl Mayer und Otto Ficker, hatten sich nachdrücklich - wie auch die
Abgeordneten Flad, Scheef und Mathilde Planck - für dieses Lehrerinnenseminar in Kirchheim eingesetzt.
Nachdem vorübergehend bei der örtlichen Unterbringung an die freiwerdende Präparandenanstalt, den Geflügelhof oder auch die Herrschaftsgärten gedacht war, konnte das Land 1922 Gebäude und Gelände
der ehemaligen international besuchten Aheimerschen Privathandelsschule in der Stuttgarter Straße 56 erwerben.
Das Bezirksbauamt Reutlingen baute dann die Räumlichkeiten, in denen 1921/22 das Mitteleuropäische Missionsseminar der Adventgemeinde untergebracht war, für Zwecke der Lehrerinnenausbildung um.